Freitag, 13. November 2020

Schläft ein Lied in allen Dingen - oder: Wie die Natur mit uns spricht


 

 

 

Wünschelrute von Joseph von Eichendorff 

 

„Schläft ein Lied in allen Dingen, 
Die da träumen fort und fort, 
Und die Welt hebt an zu singen, 
Triffst du nur das Zauberwort.“ 
 
In Wikipedia steht, dass im Freien Deutschen Hochstift ein Entwurf des Gedichtes aufbewahrt wird. 
Er lautet: „Es schläft ein Lied (oder eine wunderbare Melodie), verzaubert, in allen Dingen, 
Viele Jahrhunderte lang, 
Und sie heben an zu singen, 
Wie Säuseln von Schwingen, 
Triffst du den rechten Klang.“ 
 
Daneben ist noch vermerkt: „Der Dichter soll den Zauber lösen – 
sieh zu, daß du triffst den rechten Klang.“ 
 
Danke - an den Dichter. 
 
Seit ich das Gedicht zum ersten Mal las, hat es mich verzaubert. 
 
 
 
 

Mittwoch, 20. Mai 2020

Welche Welt ist wirklich(er)?

Heute morgen war mir so danach: Ich nahm mein Buch "Das Licht im Nussbaum gebenüber" aus dem Regal und schlug es an beliebiger Stelle auf. Die Stelle war dieses Kapitel hier. Es hat mich spontan angesprochen - ich finde, es passt irgendwie ganz gut auch in unsere aktuelle Lage im Mai 2020 - "zwei Monate Corona".

Überhaupt ist mir das immer wieder so gegangen im Lauf der Jahre, seitdem ich die beiden Bücher geschrieben habe: Manchmal nehme ich eines heraus und schlage es auf und dann geht das, was ich lese, mit meinem aktuellen Sein in Resonanz. So ähnlich wie ein Orakel. Und in mir rückt sich etwas zurecht, klärt sich, es öffnet sich was, ich werde leichter, weiter und hoffnungsfroher. 

Wenn du Lust hast, probiere es selbst mal aus: Gehe ins Blog-Archiv, klick irgendwohin, siehe, was kommt und schau, wie es mit dir JETZT in Resonanz geht, oder gib' ein Wort in die Suchmaschine ein.

So, und jetzt das Kapitel:

Welche Welt ist wirklich(er)?

Die, die man wählt, könnte man sagen. Ist es so einfach? Und was ist mit den Dingen, auf die die Antwort nicht da ist?

Ich bin gerade am merken, wie nahe beieinander meine Gedankenfelder und die dazu passende, die entsprechende Wirklichkeitsmatrix (will ich’s mal nennen) liegen. Was ich wähle zu denken, richtet mich auf oder bringt mich zu Fall, und ich erfahre es dann auch entsprechend in meinem Außen.

Flöckchen ist weg. Schon seit einer Woche. Neulich war er schon einmal verschwunden. Ich hatte ihn gesucht, aber nicht gefunden. Am fünften Tag trafen wir ihn „zufällig“ beim Spazierengehen. Er saß am Waldrand in einem Baum und kam auf unser Locken hin nicht herunter. Er miaute nur und es sah so aus, als habe er die fünf Tage in diesem Baum gesessen und sich nicht herab getraut. Wir holten eine Leiter - zwei Leitern, die erste war zu kurz - und holten ihn herunter. Daraufhin ist er durch den Wald wieder heim gelaufen. Er legte sich an den warmen Ofen und schlief die Nacht bei mir im Bett.

Weltenbaum
Es war kalt gewesen in diesen fünf Tagen, frostig, und ich frage mich … saß Flöckchen wirklich fünf Tage lang da oben? So hoch war der Baum garnicht und er ist eine Katze. … Ich hing im Baum des Lebens … wie geht das? … und des Todes (?) … Odin. Odin? Der nordische Gott aus der Edda. Was hat Flöckchen da gemacht? Wo war er (wirklich)? In welcher Welt. In der unsrigen? In der, in der ich Angst habe, dass er friert? … Oder war er ganz woanders? 

Er saß im Baum. Er hatte die Ebene gewechselt. Und ich wusste fünf Tage lang, dass ich mich nicht zu sorgen brauche. Obwohl mein Verstand sich sorgte, aber mein … das, wofür ich keinen Namen habe, wusste es besser, und „wissen“ ist dafür auch das verkehrte Wort. Es ist eine Ahnung, aber ich weiß, dass die Ahnung wahr ist und da steckt auch noch mehr dahinter. Und jetzt ist es wieder so. Ich habe ihn überall gesucht und ich habe ein schlechtes Gewissen, dass ich nicht jeden Tag losziehe und nochmal suche, das ist die eine Ebene. Ich dachte auch wirklich, er säße wieder in diesem Baum, aber da war er nicht. Ich bete jeden Tag, dass er wieder nachhause kommt und denke jeden Morgen, nun sei er wieder da. Und ein anderer Teil in mir denkt, vielleicht hat er wieder die Ebene gewechselt und nicht er soll nachhause kommen, sondern ich und wir. Da, wo er ist, ist zuhause, weil er in der neuen Welt ist und wir in der alten. Und er ist gleich nebenan. Vielleicht läuft er hier durch’s Haus, und ich sehe ihn nicht. Er ist schon dort. Weil er so sanftmütig ist und gutgläubig. Und ich sorge mich noch um Hartz IV und ähnliche Scheiße, obwohl das alles in sich selbst zusammenfällt.

Wir müssen mal wieder Hartz IV beantragen, weil Dirks Vertrag zuende ist und er noch nichts Neues hat. Und ich mache mir Sorgen, obwohl ich es besser weiß.Und ich warte darauf, dass diese ganze alte Realität zusammenbricht wie ein Kartenhaus. An allen Ecken und Enden kommt es hoch, die Falschheit und Verlogenheit: Innerhalb der Kirche werden Missbräuche über Missbräuche aufgedeckt, Schläge und Gewaltanwendungen. Griechenland ist bankrott. Deutschland will, ich glaube sie sagten im Radio 20 Milliarden Euro, Unsummen an Geld, hinschicken und subventionieren, Geld was hier an Bildung und Sozialem abgezwackt wird, sprich auch im Kindergartenwesen und so. - Nicht, dass Griechenland das Geld nicht bekommen sollte, aber dann "rückt doch gleich noch mehr Summen zurecht"!! - Ich war letzte Woche beim Zahnarzt und blätterte im Wartezimmer eine der daliegenden Regenbogenillustrierten durch. Darin war die Ursula von der Leyen, die z.Zt. Familienministerin ist, abgebildet, bei irgendeiner privaten Feier, Geburtstag oder so, im Kreise ihrer Familie, und ein Pomp und ein Protz um sie herum, offensichtlicher kann die ganze Korruption und Perversität überhaupt nicht sein. Ich frage mich zum Einen, warum wir das dauernd so widerspruchslos mitmachen, schlechtbezahlte Arbeitsplätze, Steuern zahlen und sehen, was mit dem ganzen Geld gemacht wird bzw. nicht gemacht wird. Und als Ratzinger zu Benedict wurde, dachte ich da schon, dass überhaupt kein Papst mehr gewählt würde, dass das abgeschafft wird. Ich verstehe nicht, warum noch mal einer gewählt wurde. Ich kann auch solche Sachen wie Zölibat und verbotene Geburtenregelung nicht wirklich nachvollziehen. So blöd kann keiner wirklich sein. So verknarzt. … Alles das ist so starr, hohl und bröckelig, aufgeblasen und leer … ich geb‘ dem nicht mehr lange. Die Kirchen, unsere Regierungen, die Wirtschaft – alles durch und durch korrupt.

Das ist eines.

Und ich denke, dass es zusammenfällt.

Aber es ist auch nur eine Ebene.

Und es gibt eine andere Ebene.

Es gibt andere Ebenen.

Es überlappt sich.

Eine Freundin von mir hat die Diagnose „weißer Hautkrebs“ bekommen. Und wie sie damit umgeht, das ist ganz einmalig, erstaunlich und wunderbar, so dass ich bildlich gesprochen dasitze, ihr dabei zusehe und sie mit großen Augen und viel Freude im Herzen bewundere und verehre. Für diese ihr innewohnende Kraft und ihren Glauben an ihre Wahrheit, an die Wahrheit und mit welcher Klarheit sie die sieht und lebt und ihren Weg geht, trotz all der (kriminellen) Vernebelungen von außen. Sie hat sich nicht operieren lassen, weil sie weiß, dass eine Operation in keinster Weise an das Thema herankäme, um was es da geht, sondern sie sieht nach dem Thema, das sich da (über ihre Haut) zeigt, ist dem auf der Spur und versucht, das zu heilen. Mit Operationen verdient die Maschinerie, die dahintersteht einen Haufen Geld, aber an Heilung der Menschen liegt dieser Maschinerie überhaupt nichts. – Und obwohl ich glaube, dass das ganz viel stimmt, ist das keine allgemeingültige Wahrheit, denn bei all der Korruption auf der einen und der Weisheit des Herzens auf der anderen Seite, ist dennoch nicht die eine Seite gut und die andere Seite schlecht. Niemand ist durch und durch schlecht. Und (noch) niemand ist durch und durch gut. Oder? Oder doch? Doch? … Jetzt meine ich sogar, welche zu kennen, durch und durch Gute. Aber ich kenne niemand durch und durch schlechtes. Jedenfalls unterstelle ich jedem sowas wie Sehnsucht. Sehnsucht nach dem Paradies.

Auf was ich hinaus will, ist Folgendes: Jedem geschieht nach seinem … Glauben? Seinem Für-möglich-halten? Seinem eigenen Charakter? Hier. Jetzt. In dieser Welt.

Zwei Menschen mussten ins Krankenhaus. Beide haben mir davon berichtet. Der eine fand es ganz schrecklich und hat sich bitter beklagt. Die Geschichten, die er erzählte, waren auch wenig erbaulich. Der andere fühlte sich sehr gut aufgehoben, versorgt und gepflegt. Er brachte seine Dankbarkeit und Freude darüber zum Ausdruck, dass er in einer Zeit lebt, in der medizinische Versorgung so kompetent und freundlich weitergegeben wird. Und jetzt, liebe Leser, ratet mal, was ich von den beiden sonst so höre über das Leben und über andere Menschen. Der Eine ist stets unzufrieden, obwohl er „alles hat“, er stichelt und lästert immer wieder über seine Mitmenschen. Der andere nimmt jeden so an, wie er ist, und zeigt ihm seine Wertschätzung. Er urteilt nicht, sondern ermuntert die Menschen dazu, sich einzubringen, wie sie sind. – Die Zuteilung, wer welche Erfahrung gemacht hat, überlasse ich getrost Euch.

Flöckchen
Was will ich damit eigentlich sagen? Zum Einen, dass für jeden seine passende Welt vorhanden ist. Und, dass einer dem anderen schlecht etwas mitteilen kann, wenn der von was ganz anderem überzeugt ist und auch völlig andere Erfahrungen gemacht hat. – Wie kommt dann das Licht ins Dunkel? Einfach, indem es leuchtet? Geht das: Mit dem Licht sowas wie Korruption wegleuchten?

Das Licht sollte sich auch keine Gedanken machen, nicht um sich selbst und nicht um die Dunkelheit. Licht an sich macht das sowieso nicht. Es ist einfach.

… Dann … brauche ich mich im Grunde auch nicht zu sorgen, um all die katastrophalen Zustände. … Mir keine Angst machen lassen. … Mir selbst keine Angst machen. Das ist doch auch nur eins der Werkzeuge unserer Sklavenhalter, die jetzt nach und nach in die Abgründe stürzen, die Angst.

Ich weiß nicht, was mit Flöckchen ist. Aber ich weiß, dass ich guter Dinge sein darf, ihn lassen kann. Er ist eine herzensgute Seele und er ist beschützt. Das weiß ich.



Alles fügt sich,
alles schickt sich,
musst es nur erwarten können
und dem Wachsen Deiner Wünsche
Zeit und reichlich Bilder schenken.
Bis Du eines fernen Tages jenen reifen Duft der Körner spürst
und Dich aufmachst und die Ernte
in die tiefen Speicher führst.

Christian Morgenstern

Montag, 18. Mai 2020

Der große Geist macht einen Trick


Auf dem Weg zur Arbeit höre ich meistens hr 2, einen Radio-Kultursender. In Zeiten von Corona berichtet der Sender oft über Künstler, die im Internet ihre Projekte teilen, weil sie ja z.Zt. nicht öffentlich auftreten können. Als ich dieser Tage auf der Heimfahrt das Radio einschaltete, bekam ich gerade noch einen Fetzten mit: „Doris Dörries Schreibwerkstatt auf youtube.“

Zuhause, als ich meinen Rucksack ausgepackt und mich hingesetzt hatte, dachte ich: ‚Kannst ja mal gucken‘ und gab im Smartphone bei youtube die gehörten Worte im Sucher ein. Ja – da war sie! Doris Dörrie. Zwei Videos sprangen mir ins Auge, ganz kurze, das eine nur eine Minute soviel und das andere sogar nur paar-und-vierzig Sekunden. Das hatte den Titel „Schreib‘ einfachlos!“. Das andere hieß „Schreib‘ über deine Süchte“. Ich klickte das Superkurze an. Ja, sehr inspirierend! 

Und? Jetzt? Soll ich’s mal machen? Was schreiben? Einfach so? …. 

Naja, warum eigentlich nicht?

Tassenorakel von Heike Maurer ist noch keines online. – Ach, es ist ja auch erst Donnerstag! Das Tarot de Tassè geht in der Regel freitags online. Ich guck‘ das jede Woche, von Anfang an. Das allererste, oder die ersten zwei vielleicht, habe ich nicht gesehen, aber sonst alle. 

Heute ist Gründonnerstag. Ich habe Zeit heute Abend. Und morgen ist Feiertag – noch mehr freie Zeit. 

Wenn ich jetzt einfach drauflos schreibe, was mag da kommen … ?

Ich habe vor einigen Tagen einen Film gesehen. Ich habe ihn mir gebraucht bei Medimops gekauft. Er heißt „Zwei Cheyenne auf dem Highway“. Ich habe ihn vor vielen Jahren einmal im Fernsehen gesehen, zufällig, und ich weiß noch, dass ich ihn gut fand, dass er irgendwie eine besondere Botschaft hatte, die mich damals angerührt hat. 


Es geht um Indianer, hauptsächlich um zwei, in der „Jetzt-Zeit“, also in der damaligen Jetzt-Zeit, in der ich den Film ungefähr gesehen habe, 1980er-Jahre, 1990, die Ecke. An viel konnte ich mich nicht mehr erinnern, nur, dass der eine Indianer ein „Pony“ hatte, eine alte Rostbeule von einem Auto, aber er nannte es sein Pony. 

- Das war es auch irgendwie …


Der Film ist mir vor einiger Zeit wieder eingefallen und ich dachte, ich will ihn nochmal wieder sehen. Na, und jetzt habe ich ihn ausgerechnet jetzt wieder gesehen, in „diesen Corona-Zeiten“, wo wir seit 3 Wochen zuhause, weil alles geschlossen hat, Kinos, Lokale, die Schule. Michel hat schon seit drei Wochen schulfrei, jetzt beginnen die Osterferien für zwei Wochen und wie es danach weitergeht, weiß noch keiner.

Mir gefällt das, ehrlich gesagt, sehr gut. Es ist so ruhig geworden. Innen und außen. Ich wohne an einer Bundesstraße und jetzt fährt hier am Abend kein einziges Auto vorbei – herrlich! So ruhig! Auch in mir. So einfach alles. Ich muss sonntags nicht überlegen, wo wir mal hinfahren könnten, weil Sonntag ist. Wir bleiben zuhause. Wir gehen noch nicht mal zu Oma und Opa, die hier im Dorf wohnen. 

Ich finde das total schön! Es tut mir gut. Uns tut es gut. Es entwickeln sich ganz neue Lebensqualitäten. Langweilig ist uns nicht. Gar nicht. Kein Stress mehr. Der Abendhimmel ist so wunderschön. Nur Sterne! Keine Flugzeuge. ‚Sowas Schönes habe ich noch nie gesehen‘, dachte ich, als ich das zum ersten Mal bewusst sah. Höchstens, als Michel geboren wurde, der Anblick meines Kindes.

Ich habe sowieso das Gefühl, dass es hier nicht um Corona geht und dass es das gar nicht ist, sondern, dass ganz was anderes im Gange ist. Was Gutes. Das Innere stülpt sich nach Außen, sowas in der Art … Manche haben vielleicht Angst und sind verunsichert, der Mainstream spielt „Corona-Krise“, aber ich habe das Gefühl, das ist eher sowas in der Art, um es mit Goethes Worten aus dem Faust zu sagen: „ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“ ...

So ähnlich ist es auch in dem Film. Eigentlich ist etwas „Böses“ im Gange. Die Akteure sind bedroht, unterdrückt, sowieso schon, durch ihre Lebensbedingungen, und dann auch noch durch die aktuelle Situation, die im Film geschildert wird. Aber sie stellen sich dem und handeln und tun, was sie meinen, tun zu müssen. 

Und gerade der eine Indianer, der mit dem „Pony“, ist total im Vertrauen. Er ist „ein bisschen naiv, dick und dumm“, aber eigentlich ist er der weiseste von allen. Er vertraut auf das, was ist, geht mit dem mit. Und er ist der, der die Verbindung hält und aufzeigt, zwischen der sichtbaren Welt und den unsichtbaren Helfern. Er wird immer genau dahin geführt, zu dem, was er wissen muss. Und das reicht. Er vertraut, glaubt und setzt um, wendet an. Und so wird ihm geholfen, Schritt für Schritt. Alles Unwesentliche fällt ab, hat keine Kraft mehr. Aber er findet in die seine. 

Der große Geist macht einen Trick. - Und dann … ist das Unglaubliche wahr geworden. Alle sind gerettet und alles hatte sich gefunden. Obwohl es doch so aussah, als seien alle dem Untergang geweiht …  

Gerade als der Film zu Ende ging, in meiner größten Ergriffenheit und Ehrfurcht, fiel mein Blick auf die Uhr und die zeigte 20:20 und ich WUSSTE: Ja, diese Botschaft ist jetzt für uns, mich und meinen Sohn und die Menschheit jetzt und hier, so ist es auch jetzt in dieser besonderen Zeit, der große Geist macht einen Trick und dann … wir werden es erleben. 

Und die Rettung ist nicht vor dem Corona-Virus, der gehört, meine ich, eher zum Trick ;)

Mittwoch, 20. Juni 2018

Noch mehr Freiheit

Folgendes habe ich gestern Abend, nachdem ich mein Schreiben beendet und den PC ausgemacht hatte, gelesen: „Du kannst in Bezug auf die innere Transformation nichts tun. Du kannst dich selbst nicht verwandeln, und noch viel weniger kannst du deinen Partner oder sonst jemanden verwandeln. Doch du kannst einen Raum herstellen, in dem Transformation möglich ist, in den Gnade und Liebe eintreten können.
 
Immer, wenn deine Beziehung nicht funktioniert, wenn sie in dir oder deinem Partner den Wahnsinn zum Vorschein bringt, freu dich. Was im Unbewussten verborgen war, wird ans Licht befördert. Nun ist Erlösung möglich. (…) Wenn Wut da ist, wisse, dass sie da ist. Wenn Eifersucht, Abwehr, Streitsucht, Rechthaberei, ein inneres Kind, das Liebe und Aufmerksamkeit fordert, oder irgendein emotionaler Schmerz da sind – was immer es ist, erkenne die Wahrheit des Momentes und verweile in der Erkenntnis. Dann wird aus der Beziehung dein Sadhana, deine spirituelle Praxis.“ (Quelle: „Lebendige Beziehungen JETZT!“ von Eckhart Tolle)


Etwas später im Text steht: „Du hast sicher schon bemerkt, dass sie (Beziehungen) nicht dazu da sind, dich glücklich zu machen und zu erfüllen.“ Sondern dass Beziehungen dazu da sind, uns bewusst zu machen anstatt glücklich. Mit D. war es gestern auch so. Vor ein paar Tagen hatte ich den Gedanken, ich könnte ein Kapitel schreiben mit dem Titel „Beschwerdefreier Alltag“, weil wir uns solange nicht gestritten haben und nichts passiert, weswegen ich meine, mich über ihn beschweren zu müssen. Vor nicht langer Zeit haben wir öfters Konflikte ausgetragen. Gestern dann, empfand ich ihn mir gegenüber wieder als mürrisch und barsch und dachte: „Aha – gibt’s doch was zu schreiben von wegen Beschwerde über den Partner.“ Aber was soll ich mich beschweren und schreiben? Das kennt doch jeder zur Genüge: Beziehungskisten, wie das abgeht. Im Grunde ist es so, abgesehen von der ganzen Un-Bewusstheit, die sich in solchen Streits immer austobt: Ich treffe D. so an, wie ich zu ihm komme. Wenn ich streitsüchtig bin, ist er es auch. Wenn ich versöhnlich bin, ist er es auch. Und er wirft mich bei unseren Streitereien immer wieder auf mich selbst zurück. Er bietet mir keine (Er-) Lösung. 

Am Anfang habe ich darunter mächtig gelitten, weil: „Wie kann er nur!“ Und: „Er muss doch!“ Aber mit der Zeit, weil sich‘s auch nicht geändert hat, habe ich gelernt, anders damit umzugehen. Ich habe es im Grunde so gemacht, wie es im oben zitierten Text steht: Ich habe einfach alles so gelassen: Eifersucht, Ärger, den Streit, hab‘ mein inneres Kind gehalten und versucht, für mich wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Ich habe auch innerlich um Hilfe gebeten, die Engel oder Gott. Und ich habe versucht, D. nichts mehr vorzuwerfen, sondern ihn einfach so sein zu lassen. Ich war ja auch ätzend. Manchmal sind mir dadurch richtige Erleuchtungen zuteil geworden. Das war wunderbar! Einbrüche in die Liebe sozusagen. 

Es ist also im Grunde ganz einfach: Es bedarf keiner großartigen Bearbeitung und Aufarbeitung, das Wahrnehmen und Da-sein-lassen bringt schon die Er-Lösung. Nichts abwehren, sondern alles sein-lassen. Mehr braucht es nicht. 

 

– Ja, natürlich habe ich schon viel Therapie und Bewusstseinsarbeit gemacht, Psychologie und Esoterik sind meine Leidenschaft. Selbsthilfegruppen in Sachen Alkoholsucht, stationäre Therapie wegen dieser meiner Sucht, danach Einzel-Gesprächstherapien, dann Gestalttherapie in einer Frauengruppe, verschiedene psychologische und esoterische Wochenendworkshops, Reiki, Yoga, autogenes Training, spirituelle Gruppen, „WahrsagerInnen“, Familienstellen, Kryon-Bewusstseinsschule der neuen Zeit, die regelmäßigen Sitzungen bei meiner Tarotlehrerin und andere Orakel, die ich zu Rate ziehe und durch die ich mir ständig meiner Themen und Prozesse bewusst bin. Um das Wichtigste zu nennen. Für mich war das alles sehr hilfreich. Vieles davon hat mir sehr gut getan, ich habe viel erfahren und viel gelernt und es hat mich in meiner Entwicklung gefördert. Ich bin in meine Tiefen getaucht und habe Klarheit mitgebracht, manchmal auch Verwirrung. 

Manchmal habe ich auch nur Lehrgeld bezahlt oder es war nichts für mich, was aber letzten Endes die Erfahrung auch wieder wert war. Ich weiß nicht, ob ich ohne all das auch da wäre, wo ich jetzt bin, in diesem inneren Frieden, und es ist müßig, darüber zu spekulieren. Z. Zt. denke ich mir, ich muss nicht unbedingt dieses oder jenes Seminar machen, um geheilt zu werden und Erlösung zu erlangen, denn es liegt alles in mir. Ich kann was machen, wenn ich Lust dazu habe, aber ich muss nicht. Vielleicht ist es die Qualität der Zeit, die uns hilft, und die ganze innere Arbeit (und das Geld-ausgeben) sind nicht mehr nötig. 

Ich habe schon soviel Arbeit geleistet in der Beziehung und viele andere Menschen auch. Andere haben vielleicht an Themen gearbeitet, die für mich nicht so präsent waren, aber ihre innere Arbeit wirkt sich dennoch auch auf mich aus. Und was ich in mir gelöst habe, habe ich für die Welt gelöst. Ich sage das ohne Größenwahn. Ich sage das, weil ich glaube, dass es so ist. Die Prozesse eines einzelnen Menschen wirken sich global aus. Außerdem lebt jeder in seiner eigenen Welt. Ich sehe das, was ich sehe, und ein anderer sieht, auch wenn er direkt neben mir steht, das, was er sieht und empfindet, was er empfindet und das sind zwei unterschiedliche Welten. Oder? 


Bin ich jetzt wieder der vermeintlichen Trennung aufgesessen, die Illusion ist? Vielleicht sowohl als auch. Wir sind im Umbruch. „Hier wird alles  anders!“, wie D. gesagt hat, nicht nur in unser Haus und Hof, sondern überall, global, die Erde erneuert sich und wir sind mittendrin. Wir dürfen dabei sein! Ist das nicht wunderbar?! Dass die inneren Prozesse Einzelner sich auf alle auswirken, heißt vielleicht nicht, dass jeder dadurch automatisch von dem entsprechenden Problem erlöst ist, aber das Potential ist geschaffen, das Erreichen einfacher, weil es schon ein anderer erreicht hat. Man muss sich nur öffnen. Und ich glaube, vieles ist nun auch im Fluss und erreicht uns. Ganz von selbst. Was wirklich wichtig ist im Leben, erscheint einfach, leicht und ohne Mühe. 

Wenn wir uns um etwas bemühen, noch dazu, wenn es nicht gelingen will, sind wir auf dem Holzweg.

 

Schläft ein Lied in allen Dingen - oder: Wie die Natur mit uns spricht

      Wünschelrute von Joseph von Eichendorff    „Schläft ein Lied in allen Dingen,  Die da träumen fort und fort,  Und die Welt hebt an zu ...