Freitag, 18. Mai 2018

Freiheit

Vorbemerkung anlässlich der Veröffentlichung im Blog:

Beim Aufarbeiten des Kapitels für seine Veröffentlichung hier im Blog, bin ich wieder ganz begeistert davon, was Internet alles möglich macht! Die Filme, von denen ich schreibe, gibt es beide in voller Länge auf youtube und ich verlinke nach Herzenslust! 💖 😍 😊 Wer mag, kann sie sich bei Gelegenheit anschauen. 

Auch das erwähnte Buch kann angeklickt und bei Interesse erworben werden. Und den "Kurs in Wundern" habe ich sogar in seiner Gesamtheit als PDF-Datei gefunden - jeder kann ihn frei zugänglich studieren.

Ich find's klasse, diese Multi-Media-Möglichkeiten! mmm im www   

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Das folgende Kapitel enstand am 4. August 2008 und die Erläuterungen aus dem Mayakalender beziehen sich auf diese Zeit.

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Gestern Abend war ein „Polizeiruf“-Krimi im Fernsehen in dem eine junge Frau mit Down-Syndrom eine Hauptrolle spielte. Der Kriminalfall im Film kam garnicht so sehr zum Tragen, viel mehr Raum nahmen die Geschichten der Beziehungen der Menschen ein, der „behinderten“ und „nichtbehinderten“: Wie der einarmige Kommissar Tauber und Rosi mit dem Down-Syndrom in Beziehung treten z.B. Eine andere Szene zeigte, wie Rosi mit ihrem ebenfalls behinderten Freund intim wird. 
 
Ich fand diesen Film voll gut! Ich finde es gut, wie „behinderte“ Menschen so neu integriert werden. Früher war das anders. Dieser Film war irgendwie „normal“, ohne Klischees, nicht dramatisierend und nicht beschönigend. 

Rosi war schwanger. Ihre Mutter war die Leiche im Film. Und ihr Vater, mit seiner neuen Frau, war mit Rosis Baby überfordert und lies es ihr abtreiben. Das war traurig. Aber das Ende des Films war auch irgendwie so gestaltet, dass man sich den Ausgang eigentlich selbst aussuchen kann. Ist das Kind nun abgetrieben oder nicht? Etwa so, wie der Film „Lola rennt“. Es gibt immer mehrere Möglichkeiten. Man hat die Wahl. 

Immer im Leben hat man die Wahl. Auch wenn man meint, dass das nicht so sei und man stünde mit dem Rücken zur Wand. Vielleicht machen sich gerade jetzt, in dieser Zeit – hohe Öl-  und Lebensmittelpreise, Arbeitslosigkeit, Zusammenbruch des Finanzsystems - viele Menschen große Sorgen – aber: haben sie das nicht schon immer getan? Macht man sich nicht immer mal irgendwelche Sorgen? 

Wenn man genauso gut Frieden wählen kann!? 

„Ich wähle Frieden und lege meine Zukunft in Gottes Hände.“ (Das ist aus „Ein Kurs in Wundern“.) Und sowieso ist „die Zukunft“ garnicht da, sondern nur das Jetzt.  

Gestern waren wir mit Freunden Eis-essen. Da drehte sich die Unterhaltung auch sehr um diese Themen des Mangels: schlechte Arbeitsbedingungen oder keine Arbeit, wer welche Krankheit hat, leere Geschäfte in der Innenstadt … ich mag mich da jetzt nicht hinein vertiefen. – Früher habe ich immer dagegen angekämpft: „Ja, aber … man kann das doch auch so und so sehen.“ (Leere Geschäfte z.B. sind potentieller Raum für Neues.) Das hat die Fronten stets noch mehr verhärtet und ich wurde oft angegriffen. Jetzt kämpfe ich nicht mehr gegen die Klagen an, auch nicht innerlich. Ich lass‘ die Leute reden und bringe ab und zu meine Gedanken an. Damit geht’s mir besser und wir sind alle mehr im Fluss. 

Ein paar meiner alten Freundschaften sind dadurch auf der Strecke geblieben. Ich konnte das Gejammer nicht mehr hören. Ich habe das Sich-beklagen nicht mehr ertragen und das ewige Festhalten an Geschehnissen von vorvorgestern, an Ex-Männern („Das kannst Du nicht verstehen, Du warst mit Deinem Ex nicht so lange zusammen.“) oder schlimmen Begebenheiten aus der Kindheit. Auch das kann man ändern!!! Ich habe selbst die ersten acht Wochen meines Lebens in einem Gitterbett in der Kinderklinik verbracht und dachte jahrelang, dass ich dadurch und wegen des Weitergangs meiner Lebensgeschichte unheilbar traumatisiert sei. Das war ich wahrscheinlich auch, schwer traumatisiert. Das erste Mal, dass ich einen Eindruck von Heilung-ist-möglich bekam, war während einer Gruppentherapiestunde in der Klinik der „Trinkerheilanstalt“. Als ich trocken wurde, war ich 9 ½ Wochen stationär in Therapie. Diese Gruppentherapie damals trug den Titel „Zärtlichkeit und Meditation“, wenn ich mich recht erinnere. Bis dahin waren diese ersten acht Wochen meines Lebens und die fehlende Zärtlichkeit in meiner Familie, die ich stets als körperliches Kältegefühl empfand, für mich wie ein schwarzes Loch. Ein schwarzes, bodenloses Loch, kalt und mit nichts zu füllen. In einer dieser Zärtlichkeit und Meditations-Stunden hatte ich in der Meditation die Empfindung eines Sonnenaufgangs von meinen Füßen her. (Bis dahin hatte ich immer kalte Füße. Heute ist das nicht mehr so.) Ein orangefarbener Sonnenaufgang, der Wärme brachte. Es ist zu mir gekommen, aus mir heraus aufgestiegen. Aus meinen Tiefen. Oder aus einer größeren Tiefe, mit der ich verbunden bin und die ich letztendlich auch bin. Gott. Vater-Mutter-Kind-Tiere-Pflanzen-Steine-Alles-Gott.


Also: Haltet inne, gesteht Euch Eure schwarzen Löcher ein und vertraut Eurem Leben. Vertraut Euren Prozessen. Sie bringen Euch zu Gott. Sie bringen Euch nachhause. Direkt ins Paradies. Über kurz oder lang. Ich glaube eher, ziemlich rasch. 

Wir haben Cauac 3 im Maya-Kalender, das Jahr des blauen, elektrischen Sturms, 26. Juli 2008 bis 24. Juli 2009. Der wird uns ordentlich aufwirbeln, dieser blaue Sturm, und uns in unser Licht bringen! Er kommt, uns zu dienen, der Ton 3, und da kann keiner mehr festhalten. Wind of change! 

Geht in den inneren Frieden und legt Eure Zukunft in Gottes Hände. Auch wenn oder gerade weil! Ihr dieser Gott selbst seid. Wir werden uns selbst alle das Beste und Schönste schenken, ganz bestimmt! Wie sollte jemand etwas anderes wollen? Was willst Du? Was willst Du? Was will ich? Nicht: Was will ich nicht? Sondern: Was will ich?

Ich will z.B. all die Unterstützung annehmen, die an jeder Ecke die Arme für mich ausbreitet, um den Bogen zum Anfang dieses Kapitels zu schlagen, denn ich wollte darüber schreiben, was mich in Bezug auf Michels Down-Syndrom vom letzten Rest Beklemmung befreite. Davon war nämlich noch etwas in mir, die ersten Monate von Michels Leben. Vielleicht resultierte das aus einer Ungewohntheit und Unsicherheit im Umgang mit „Behinderung“, anders-sein, obwohl Michel von Anfang an „normal“ für mich war, selbstverständlich. Aber mir war früher selbst mulmig im Umgang mit „Behinderten“. (Ich frage mich immer, wer eigentlich mehr „behindert“ ist, die „Behinderten“ oder die „Normalen“.) Ich war unsicher, wie ich mit ihnen umgehen sollte. Aber das war ich mit anderen, „normalen“ Menschen auch. Ja. Wie auch immer. 

Jedenfalls hatte ich noch, wenn auch geringe, Beklemmungen, ich war noch nicht völlig frei mit Michels Down-Syndrom. Meine Tarotlehrerin, hatte mich auf ein Buch aufmerksam gemacht: „Das Leben ist schön“ von Simone Fürnschuß-Hofer. Das wünschte ich mir zu meinem Geburtstag Ende Januar und bekam es geschenkt. In diesem Buch werden neun österreichische Familien mit Kindern mit Down-Syndrom porträtiert. Die Kinder sind von ganz klein bis ca. 30 Jahre alt. Dieses Buch stellt die Andersartigkeit so „normal“ dar – mir fehlen wieder die Worte – so nichts-beurteilend, nicht-bewertend, nicht dramatisierend und nicht beschönigend, einfach so, wie es ist. 

Für mich war das der letzte Akt der Befreiung in Sachen „Wir haben ein Kind mit Down-Syndrom“. 

Und es geht ja nicht nur um die Andersartigkeit, sondern um die Andersartigkeit im Miteinander mit dem Gewohnten. Das ist es doch! Das waren meine Ängste. Wird Michel angenommen, so, wie er ist, oder wird er verspottet, bekämpft, wird ihm Leid zugefügt? Und jetzt beißt sich die Katze in den Schwanz, denn nun kann ich mich sorgen, mich gedanklich festbeißen, kann mir Kopf-Kino machen, oder ich bleibe bei dem, was mein Leben mir zeigt: Michel wird mit Freuden angenommen. Die Menschen begegnen ihm freundlich, unvoreingenommen und interessiert. Ja, die ersten Monate seines Lebens hat er überall, wohin ich ihn mitnahm, wahre Wogen des Entzückens ausgelöst: „Ach, ist der süß!!“ Das sagten schon die Hebammen-Schülerinnen in der Uni-Klinik: „Der kleine Michel ist so süß!“ Für mich war er sowieso das schönste Baby! Am Anfang dachte ich, die Leute sagen das einfach so und bei jedem Kind, aber mit der Zeit glaubte ich ihnen, dass sie es ernst meinen. 

   
 
Manche Menschen scheinen irgendwie magisch zu Michel hingezogen zu werden. Er hat heilende Kräfte. Allein durch seine Ausstrahlung.






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