Montag, 18. Mai 2020

Der große Geist macht einen Trick


Auf dem Weg zur Arbeit höre ich meistens hr 2, einen Radio-Kultursender. In Zeiten von Corona berichtet der Sender oft über Künstler, die im Internet ihre Projekte teilen, weil sie ja z.Zt. nicht öffentlich auftreten können. Als ich dieser Tage auf der Heimfahrt das Radio einschaltete, bekam ich gerade noch einen Fetzten mit: „Doris Dörries Schreibwerkstatt auf youtube.“

Zuhause, als ich meinen Rucksack ausgepackt und mich hingesetzt hatte, dachte ich: ‚Kannst ja mal gucken‘ und gab im Smartphone bei youtube die gehörten Worte im Sucher ein. Ja – da war sie! Doris Dörrie. Zwei Videos sprangen mir ins Auge, ganz kurze, das eine nur eine Minute soviel und das andere sogar nur paar-und-vierzig Sekunden. Das hatte den Titel „Schreib‘ einfachlos!“. Das andere hieß „Schreib‘ über deine Süchte“. Ich klickte das Superkurze an. Ja, sehr inspirierend! 

Und? Jetzt? Soll ich’s mal machen? Was schreiben? Einfach so? …. 

Naja, warum eigentlich nicht?

Tassenorakel von Heike Maurer ist noch keines online. – Ach, es ist ja auch erst Donnerstag! Das Tarot de Tassè geht in der Regel freitags online. Ich guck‘ das jede Woche, von Anfang an. Das allererste, oder die ersten zwei vielleicht, habe ich nicht gesehen, aber sonst alle. 

Heute ist Gründonnerstag. Ich habe Zeit heute Abend. Und morgen ist Feiertag – noch mehr freie Zeit. 

Wenn ich jetzt einfach drauflos schreibe, was mag da kommen … ?

Ich habe vor einigen Tagen einen Film gesehen. Ich habe ihn mir gebraucht bei Medimops gekauft. Er heißt „Zwei Cheyenne auf dem Highway“. Ich habe ihn vor vielen Jahren einmal im Fernsehen gesehen, zufällig, und ich weiß noch, dass ich ihn gut fand, dass er irgendwie eine besondere Botschaft hatte, die mich damals angerührt hat. 


Es geht um Indianer, hauptsächlich um zwei, in der „Jetzt-Zeit“, also in der damaligen Jetzt-Zeit, in der ich den Film ungefähr gesehen habe, 1980er-Jahre, 1990, die Ecke. An viel konnte ich mich nicht mehr erinnern, nur, dass der eine Indianer ein „Pony“ hatte, eine alte Rostbeule von einem Auto, aber er nannte es sein Pony. 

- Das war es auch irgendwie …


Der Film ist mir vor einiger Zeit wieder eingefallen und ich dachte, ich will ihn nochmal wieder sehen. Na, und jetzt habe ich ihn ausgerechnet jetzt wieder gesehen, in „diesen Corona-Zeiten“, wo wir seit 3 Wochen zuhause, weil alles geschlossen hat, Kinos, Lokale, die Schule. Michel hat schon seit drei Wochen schulfrei, jetzt beginnen die Osterferien für zwei Wochen und wie es danach weitergeht, weiß noch keiner.

Mir gefällt das, ehrlich gesagt, sehr gut. Es ist so ruhig geworden. Innen und außen. Ich wohne an einer Bundesstraße und jetzt fährt hier am Abend kein einziges Auto vorbei – herrlich! So ruhig! Auch in mir. So einfach alles. Ich muss sonntags nicht überlegen, wo wir mal hinfahren könnten, weil Sonntag ist. Wir bleiben zuhause. Wir gehen noch nicht mal zu Oma und Opa, die hier im Dorf wohnen. 

Ich finde das total schön! Es tut mir gut. Uns tut es gut. Es entwickeln sich ganz neue Lebensqualitäten. Langweilig ist uns nicht. Gar nicht. Kein Stress mehr. Der Abendhimmel ist so wunderschön. Nur Sterne! Keine Flugzeuge. ‚Sowas Schönes habe ich noch nie gesehen‘, dachte ich, als ich das zum ersten Mal bewusst sah. Höchstens, als Michel geboren wurde, der Anblick meines Kindes.

Ich habe sowieso das Gefühl, dass es hier nicht um Corona geht und dass es das gar nicht ist, sondern, dass ganz was anderes im Gange ist. Was Gutes. Das Innere stülpt sich nach Außen, sowas in der Art … Manche haben vielleicht Angst und sind verunsichert, der Mainstream spielt „Corona-Krise“, aber ich habe das Gefühl, das ist eher sowas in der Art, um es mit Goethes Worten aus dem Faust zu sagen: „ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“ ...

So ähnlich ist es auch in dem Film. Eigentlich ist etwas „Böses“ im Gange. Die Akteure sind bedroht, unterdrückt, sowieso schon, durch ihre Lebensbedingungen, und dann auch noch durch die aktuelle Situation, die im Film geschildert wird. Aber sie stellen sich dem und handeln und tun, was sie meinen, tun zu müssen. 

Und gerade der eine Indianer, der mit dem „Pony“, ist total im Vertrauen. Er ist „ein bisschen naiv, dick und dumm“, aber eigentlich ist er der weiseste von allen. Er vertraut auf das, was ist, geht mit dem mit. Und er ist der, der die Verbindung hält und aufzeigt, zwischen der sichtbaren Welt und den unsichtbaren Helfern. Er wird immer genau dahin geführt, zu dem, was er wissen muss. Und das reicht. Er vertraut, glaubt und setzt um, wendet an. Und so wird ihm geholfen, Schritt für Schritt. Alles Unwesentliche fällt ab, hat keine Kraft mehr. Aber er findet in die seine. 

Der große Geist macht einen Trick. - Und dann … ist das Unglaubliche wahr geworden. Alle sind gerettet und alles hatte sich gefunden. Obwohl es doch so aussah, als seien alle dem Untergang geweiht …  

Gerade als der Film zu Ende ging, in meiner größten Ergriffenheit und Ehrfurcht, fiel mein Blick auf die Uhr und die zeigte 20:20 und ich WUSSTE: Ja, diese Botschaft ist jetzt für uns, mich und meinen Sohn und die Menschheit jetzt und hier, so ist es auch jetzt in dieser besonderen Zeit, der große Geist macht einen Trick und dann … wir werden es erleben. 

Und die Rettung ist nicht vor dem Corona-Virus, der gehört, meine ich, eher zum Trick ;)

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