Als Erstes gab ich
eine Urinprobe ab; dann kam ich dran und saß im Besprechungszimmer der Ärztin,
vor ihrem Schreibtisch. Sie kam herein, herein gerauscht, ohne den Kopf zu
heben, sah mich garnicht an, stellte sich nicht vor, fragte nicht nach meinem
Namen, sondern nahm gleich ihre Zettel, die auf dem Tisch lagen, in die Hand
und sagte: „Ja, das ist also positiv.“
Obwohl ich wusste,
was sie meinte, und obwohl etwas in mir ohnehin schon wusste, dass ich schwanger war, habe ich es doch im ersten Moment
nicht begriffen und diese offizielle Bestätigung war noch mal … ja – wie? Paff!
Da war etwas passiert, was ich nicht für möglich gehalten hatte. Ich hatte es
nicht für möglich gehalten, in diesem Leben Mutter zu werden, schwanger zu
werden - nicht wirklich. Obwohl ich wusste, dass ich schwanger bin. Etwas in
mir wusste es, aber mein Alltagsbewusstsein oder meine Erfahrungen, mein
Selbstbild, mein eingeschränktes, wollten es nicht glauben. Als sie das mit dem
„positiv“ sagte, wurde dieser Glaubenssatz – pong! – gesprengt und ich empfing
das für mich völlig Neue auch gedanklich, mit meinem Verstand.
Wir gingen in ein
anderes Zimmer, ich legte mich auf eine Liege, sie gelte mir den Bauch ein und
fuhr mit ihrem Ultraschall-Dingens darauf herum. Auf dem Bildschirm zeigte sie
mir die Schwangerschaft. Ja! Da war was! Auf dem Bild, das sie ausdruckte,
konnte man schon Michels Rückgrat sehen. Dann fragte sie mich, ob ich wisse,
dass ich Myome habe, Gewächse in der Gebärmutter. Es seien einige und sie seien
recht groß und deswegen sei es kein Wunder, dass ich Beschwerden habe. Ich
sollte mich schonen, hinlegen, nicht arbeiten gehen, sonst würde ich die
Schwangerschaft gefährden.
Das Ultraschallgerät
gab an, die Schwangerschaft befände sich in der fünften Woche und errechnete
auch gleich den wahrscheinlichen Geburtstermin: 2. Mai 2007. Ich rechnete nach
und kam bei aktuellem Datum minus fünf Wochen auf Ende Juli. Ich hatte aber
Anfang August zum letzen Mal meine Periode gehabt und wir hatten doch auch da
erst das erste Mal miteinander geschlafen. Da sollte es gleich passiert sein?
Und dann noch die Periode? Die Ärztin lies sich aber von der 5. Woche und der
Empfängnis Ende Juli nicht abbringen. Das weckte in mir den Gedanken, das Ganze
müsse etwas Besonderes sein: Eine „unbefleckte Empfängnis“, so wie bei Maria
mit Jesus. „Es“ war einfach passiert, vom Himmel gefallen quasi, und damit es
irdisch angenommen werden konnte, trat zeitgleich D. auf den Plan. Ich meine
das nicht unbedingt wörtlich. Aber eigentlich doch. Michel ist ein Geschenk des
Himmels.
Und D. genauso (?).
Aus der Praxis draußen, rief ich ihn gleich an. Er wartete schon auf meinen
Anruf. Ich teilte ihm das Ergebnis mit und fuhr zu ihm. Auf der Fahrt weinte
ich. All die Fakten, all das Neue – ich war erschüttert und musste mir Luft machen,
es fließen lassen. Es waren Tränen der Ausdehnung.
Aber es waren auch
Tränen dabei, die flossen wegen: „Wie soll das gehen? Nicht arbeiten? Mein
neuer Job! Was werden die im Kindergarten sagen? Woher soll dann mein Geld
kommen?“
Als ich bei D. war
und wir uns im Flur in den Armen lagen, sagte er als Erstes: „Die Fische müssen
weg.“ Er hatte einen Fischteich im Hof.
… - …
Die Fische kamen
dann auch weg. Zu gegebener Zeit. Die „wertvollen“ Kois gab er einer Bekannten
und die „gewöhnlichen“ Karpfen schwimmen jetzt im Bergwerksteich.
Ich überschlief
die Option des Nicht-mehr-arbeiten-gehen-und-mich-hinlegen eine Nacht lang und
entschied mich, es zu tun. Ich redete mit dem Vorstand des Kindergartens. Der
erste Papa, dem ich sagte: „Ich muss Dir was sagen, ich bin schwanger und ich
habe Myome und soll mich hinlegen“ der antwortete mir: „Herzlichen
Glückwunsch!“ Die anderen reagierten auch alle positiv und ich bin nun in
diesem Kindergarten in Elternzeit bis Michel 2 wird.
👶🙌
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