Dienstag, 1. Mai 2018

Drei Wege


Nun gibt es drei Wege, wie es weitergehen kann, unter welchen ich die Wahl habe: Als ich vor drei Tagen das vorhergehende Kapitel schrieb, dachte ich, der Text gehe danach weiter mit meinem Besuch bei der Gynäkologin, als ich mir ein Verhütungsmittel verschreiben lassen wollte und sie mir sagte, dass ich schwanger sei. Das wäre quasi – straight away – der offensichtliche, logisch einzuschlagende, erste sich anbietende Weg.
 
Mir ist jedoch bewusst geworden, dass es hier sehr um das Thema „Männer“ geht, mein Männerthema. Schon beim weiter oben erwähnten Durchlesen des bisher Geschriebenen fiel mir das auf, und ich hatte beim Lesen ein etwas ungutes Gefühl, weil ich vermute, dass ich die Männer, über die ich schreibe, für etwas ge-brauche. Was ich über sie geschrieben habe, ist wie über-jemanden-reden und dafür schäme ich mich ein bisschen, das möchte ich nicht tun. Aber anscheinend muss ich das bei diesem Thema, weil mir (noch) unbewusst ist, was das alles mit mir zu tun hat. 

Es hat aber sehr viel mit mir zu tun. Es ist meins. Ich projiziere etwas auf die Männer, was mir noch nicht klar ist. Und es ist etwas, womit ich – anscheinend – im Kampf liege, was ich noch nicht angenommen habe, wozu ich (wieder: noch) kein Ja habe, eher ein Nein.


Ich habe im Grunde an jedem Mann etwas zu bemängeln. Das ist mir gestern Abend klar geworden, als ich bei meiner Tarotlehrerin zum monatlichen Tarot war. Das Thema war dieses Mal „Das Ja zu mir“. Wobei das Thema eigentlich heißen kann, wie es will, weil sich bei jedem sowieso immer das zeigt, was aktuell ansteht, und bei mir zeigte sich, dass ich meinen inneren Mann nicht wahrnehmen kann. Mit meinem inneren Kind kann ich in Kontakt treten und ich habe auch eine innere Frau und verschiedene andere Aspekte, die mir bewusst sind, z.B. diese Antreiberin, aber einen inneren Mann fand ich nicht. Keiner da.


Vor einigen Monaten machten wir an einem dieser Tarot-Treffen eine Übung: Wir sollten nach innen blicken, schauen, ob wir unseren inneren Mann und unsere innere Frau wahrnehmen könnten, und sehen, wie die beiden sich zueinander verhalten. Eine Frau war da in meinem Inneren. Die stand vor einer riesenhohen Mauer, einer Wand aus Stein. Und dann hatte ich so innere Bilder, in denen ein Mann einer Frau auf das scheußlichste Gewalt und Demütigungen antat. … - Bevor ich mich in dieses Thema vertiefe, denn das wäre der zweite Weg, von dem ich ja noch nicht weiß, ob ich ihn wähle, gebe ich ihm einen Namen: „In den Wald gehen“. In meinen eigenen dunklen Wald im Inneren, um zu sehen, was da ist. Denn dass da etwas überaus Wichtiges für mich ist, spüre ich.

Der dritte Weg stellt sich äußerlich so dar: Ich hatte doch beim Lesen des vorhergehenden Textes die Empfindung von „lauter Geschichten“. Daraus ergab sich die Idee, ich könnte mein Leben in Spotlights beleuchten: Kurzgeschichten schreiben zu verschiedenen Themen und Begebenheiten, z.B. „Der erste Kuss“. In Gedanken habe ich schon einführende Sätze unter diesem Titel formuliert. Also: ein zweites Projekt starten mit Kurzgeschichten? Oder diese Spotlights hier mit einbauen? Innerlich führt diese Fährte mit dem, was mir dazu momentan an Thematik durch den Kopf geht, ohnehin direkt zu – Na? Wohin wohl? – meinem Männerthema! – Wie das war mit dem ersten Kuss oder „dem ersten Mal“, meinen Enttäuschungen und den Männern, wie ich die erlebt habe in den Situationen, wie ich sie wahr-genommen habe. 

Nein. Diesen Weg über die alten Geschichten wähle ich nicht. Vielleicht ein andermal. 

Jetzt möchte ich einen direkteren Weg finden. Oder einen abenteuerlicheren, einen neuen, den ich noch nicht kenne, den ich noch nie gegangen bin. 

Ich gehe in den Wald.


Wir machen bei den Tarot-Abenden zu Beginn immer eine Meditation,  während der wir die Begebenheiten des Tages, die Fahrt zu diesem Treffen, die geführten Gespräche, hinter uns lassen, und uns mit unserem Herzen verbinden. 

In der Meditation am Freitagabend hatte ich das innere Bild, dass eine junge Frau in wehenden Gewändern mir zuwinkte, ich solle ihr in einen Wald folgen. Zuerst nahm ich das freudig wahr und ging in ihre Richtung. Dann kam eine Angst in mir auf: Sie war so ein junges, anmutiges Wesen! Ich bekam Angst, dass sie mir etwas zeigen würde, das mit D. und Sex zu tun hat; etwas, das ich nicht sehen will. … D. in einem Waldteich mit jungen Nymphen. … Und ich wollte nicht mehr mitgehen. Dann fiel mir ein, dass das Thema des Abends das „Ja“ war und dass meine Tarotlehrerin gesagt hatte, wir könnten in der Meditation dieses „Ja“ zu dem, was auftaucht, ausprobieren, und so nahm ich das an und traute ich mich doch in den Wald hinein. 

Ich kam an einen See, einen Teich. In dem stand eine riesengroße, weiße, leuchtende Gestalt, weiblich, kurz sah sie auch aus wie Jesus, aber dann war es wieder eine Frau. Mein Gefühl dazu war sehr gut. Ich empfand Vertrauen, Erhabenheit, Glück. Ich wollte hingehen, ging auch hin, sie hob mich auf, in ihre Arme. Und dann kam wieder die Angst: Ich bekam Angst, diese große Gestalt würde mich verschlingen, auffressen. … - In diesem Zwiespalt kam ich aus der Meditation zurück. 


Im Verlauf des Abends kristallisierte sich dann dieses Thema mit dem inneren Mann für mich heraus. Meine Tarotlehrerin, gebrauchte irgendwann die Worte: „Zu den Männern im Außen hast Du eher ein Nein.“ Und das stimmt. An jedem habe ich was auszusetzen. An jedem. Es gibt so ein/zwei Traumgestalten, die ich nur vom Sehen kenne, und auf die ich das Ideal, das ich von einem Mann habe, übertrage. - Wobei ich den einen schon vom Thron gestürzt habe: Ich war während meiner Single-Zeit jahrelang aus der Ferne in ihn verliebt und habe es dann gewagt, mich ihm zu nähern. Dabei stellte ich fest, dass die Wirklichkeit anders aussieht als mein Traumgebilde. Und Gott-sei-Dank-! habe ich das damals getan, sonst würde ich wahrscheinlich heute noch denken, der wäre vielleicht der bessere Mann für mich. Vielleicht ist aber der Mann, der gerade an meiner Seite ist, der beste Mann für mich! Auch wenn sich diese „Geschichten“ in mir und meinem Leben abspielen, diese Bilder und Muster, die ich auf ihn projiziere.  

Und was ist es nun eigentlich, was ich den Männern vorwerfe? Vielleicht zähle ich zuerst einmal ein paar Attribute meines Idealbildes von einem Mann auf, das ist einfacher: Stärke, Stabilität, Treue, Ruhe, Humor, Zärtlichkeit, Standhaftigkeit, die-eigene-Frau-ehren-und-auf-Händen-tragen. 😊

Wobei: Ich weiß schon, was es ist, was ich den Männern vorwerfe. Aber was sind die passenden Worte, um es auszudrücken? Es gibt die (Ideal-)Aussage: „Das Männliche dient dem Weiblichen wie der Ritter seiner Königin.“ Aber das tun die Männer nicht, die ich kenne! (Außer vielleicht D.?) Im Gegenteil! Wenn sich ihnen die Möglichkeit einer außergewöhnlichen Ritterlichkeit bietet, sagen sie (Zitat eines Freundes von mir): „Wie weit soll sich ein Mann denn noch herablassen?!“ Sie sind nicht da, wenn die Frau sie braucht, sie hören nicht auf ihre Bitten, geschweige denn nehmen sie unausgesprochene Bedürfnisse wahr, von Erfüllung nicht die Rede; sie sind oberflächlich und uneinfühlsam, desinteressiert sogar, es fehlen Achtung, Wertschätzung und Liebe. 

- Ist es so? Das ist ja richtig schrecklich, was ich da geschrieben habe! – 

Dabei habe ich Fremdgehen und Pornos noch garnicht erwähnt! 

Ich kenne das alles aus meinem Umfeld und aus eigener früherer Erfahrung. Und das sind nun meine Ängste, die ich auf D. übertrage, ist sogar meine fertigte Meinung manchmal, wie er sei, weil er doch ein Mann ist. (Allein die Tatsache, dass er ein Mann ist: Der muss ja so sein!) Dann mache ich dicht und erlaube mir nicht, ihnzu erfahren in der aktuellen Situation, aus Angst, doch wieder nur verletzt zu werden. 


Das ist das Eine, und die Prozesse, durch die wir gehen, kommen bestimmt noch zur Sprache. Aber jetzt geht es darum, was das alles mit mir zu tun hat!? Warum habe ich das immer wieder so erlebt? Was habe ich da für ein inneres Muster, mit dem mein äußeres Erleben in Resonanz geht? 

So, wie ich es beschrieben habe, sehe ich die Männer. Dabei sind sie mit Sicherheit auch anders! Jeder einzelne hat mit Sicherheit seine ganz individuellen „guten“ Eigenschaften. Aber dafür habe ich kaum einen Blick. Und dieses Nach-schönen-Frauen-sehen-und-sie-begehren unterstelle ich jedem Mann. Ja. Ich kann nicht glauben, dass es einen gibt, der das nicht hat. Und in mir erzeugt das ein tiefes Minderwertigkeitsgefühl. Weil es an jeder Ecke eine Frau gibt, die schöner ist als ich. –Obwohl ich mich manchmal wirklich selbst schön finde! Immer bin ich nicht in diesem Negativ-Zustand. Aber es ist ein sehr tiefsitzendes Muster. 

D. sagt, er findet mich aufregend. Und ich finde ihn auch total sexy, wunderschön, ich könnte ihn immerzu ansehen und mich an ihm freuen und bin von Herzen dankbar und manchmal verwundert darüber, dass er mein Mann ist. Wenn ich ihm das sage, dass ich ihn sexy finde, dann nimmt er das kaum zur Kenntnis. Aber wie sollte er sich auch daran freuen und es annehmen, wenn ich selbst seine Aussagen diesbezüglich über mich überhaupt nicht glaube(n kann)?! Etwas in mir meint, er scherzt und kann das nicht ernst nehmen, nicht annehmen. … – Scheiße ist das!!

In mir ist eine Instanz, die mich selbst boykottiert. Und diese Angst, aufgefressen zu werden, aus der Meditation, hat da, glaube ich, etwas mit zu tun. Mein kleines Selbst hat Angst, von meinem großen, strahlenden Selbst aufgefressen zu werden. Und anstatt mich meinem großen Selbst anzuvertrauen und mich nicht länger klein zu halten, anstatt mich ihm in die Arme zu werfen, schiebe ich diese Angst vor und bleibe lieber da, wo ich bin. 

Ich will aber nicht da bleiben!! Ich will frei werden von diesen Begrenzungen!! Das ist schrecklich mit diesem Minderwertigkeitsgefühl, mit der Eifersucht, mit dem Vergleichen! Das unterdrückt mich! Das unterdrückt alle meine Lebensgeister! Vielleicht sind einige meiner „Lebensgeister“ die Teichnymphen, oder eine Teichnymphe, wenn mir Monogamie und Treue so wichtig sind. Schiere Sinnlichkeit. Vielleicht ist es das, was im dunklen Wald auf mich wartet: All meine unterdrückten Anteile.


Freitagabend, auf dem Nachhauseweg vom Tarot, bat ich meinen inneren Mann, sich mir zu zeigen. Und ich nahm ihn wahr hinter mir. Er sagte: „Du hast mich verbannt. Ich bin aus Deinem Blickfeld gegangen, aber ich war immer hinter Dir, um Dich zu beschützen und Dich zu unterstützen.“ Natürlich musste ich weinen. Ich fragte ihn, warum ich ihn verbannt hätte, und dann kamen all meine Angstbilder hoch: Betrug, andere Frauen, ein totes Kind, an dessen Tod ich ihm die Schuld gab. … - 

Vielleicht waren es so schlimme Erfahrungen, dass ich im Schmerz und zum Schutz gegen ihn eine Mauer errichtet habe. Mir fiel dann das Märchen von den sieben Raben ein, in denen die Buben von ihrem Vater verwunschen werden, weil sie einen Krug zerbrochen haben;  also für etwas garnicht so Schlimmes. Und der Vater wusste ja auch eigentlich nicht, was wirklich geschehen war. Er hat es sich zusammengereimt. Vielleicht schiebe ich den Männern und meinem inneren Mann etwas in die Schuhe, worin ich mich irre? Ich reime mir was zusammen, aber weiß nicht wirklich, wie es sich verhält.

… - …

Liebe Leser, wisst Ihr, was D. draußen macht? – Er reißt eine Mauer ein. Und er sagt: „Hier wird alles anders.“ !!!!!! Das finde ich so faszinierend am Leben: Die inneren Prozesse und was im Außen geschieht, während man sich mit ihnen beschäftigt. Einfach so, wie von selbst, ohne dass man etwas dazu tut. 

Was ist mit meinem Zell-Gedächtnis, das all die Erfahrungen aller Frauen der letzten paarhundert Jahre (und seit Anbeginn der Zeiten) in sich trägt? Wie kann ich das erlösen, all den Schmerz, alle Demütigungen, Verrat, Missbrauch und Geringschätzung? 

Und was ist mit Adam und Eva, warum habe ich von ihnen geschrieben? Liegt da noch eine Antwort verborgen? 

Ich glaube, mein Weg in den Wald ist noch nicht zu Ende und mein Schreib-Projekt hier, wird mir noch manche Pfade eröffnen. Ich merke jetzt aber, dass ich mich mit zu vielen Fragen und Analyse-Versuchen verzettele. Ich sollte die Erkenntnisse einfach aus mir aufsteigen lassen und nicht nach ihnen suchen. Besser, ich lasse mich von ihnen finden. Sowieso geht es glaube ich nur so: Alles kommt von selbst.
Das habe ich gestern im Internet gelesen:


Wie nun überqueren wir die Mauer und beginnen, die andere Seite mit ihren Wundern, Einheit, immensen Liebe zu erleben und das Leben unserer wahren und authentischen Träume zu leben?

Lass es gehen. Lass einfach alles davon gehen, von dem Du gedacht hast, es sei real oder wichtig. Erlaube dem, was nun wahrhaftig real ist, in Dein Universum und Deine Realität hineinzukommen. Nimm Dir Zeit für Dich selbst ... sorge nun dafür, dass Du für Dich da bist und tue das, was Du brauchst, Pause, Selbst-Nährung, Ausatmen, im Moment sein, Verantwortlichkeiten gehen lassen und einfach in Deinem eigenen heiligen Raum bleiben und sich darin aalen. Finde einen Weg, Deine Batterie wieder aufzuladen, Dich zu regenerieren und erlaube Dir Zeit für Dich selbst. Sag so oft wie möglich nein zu Verbindlichkeiten, Zusammenkünften /Veranstaltungen, Aufträgen / Terminen / Verabredungen.

Erlaube Dir Zeit für Dich selbst, hab die Bereitschaft, nicht mehr länger etwas in Angriff nehmen zu müssen, und Du wirst herausfinden, dass alles ganz einfach von selbst passieren wird, ohne dass Du auf 'HabAcht' Stellung sein musst. Das gehen zu lassen, was sich nicht mehr länger gut oder richtig anfühlt, wird dem Neuen erlauben, hereinzukommen und Dich zur selben Zeit in einen sehr neuen Raum versetzen. VERTRAUE.

Und so mache ich jetzt Pause. Morgen fahren wir für ein paar Tage weg. Ferien!



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